5 häufige Konflikte bei Firmenübernahmen und wie Sie diese konstruktiv lösen

Ob Management-Buy-out (MBO) oder Verkauf an externe Käufer: Jede Firmenübernahme bringt Veränderungen mit sich. Dass dabei nicht alles reibungslos läuft, liegt in der Natur der Sache. Doch viele Konflikte sind vorhersehbar und damit auch vermeidbar. Dieser Beitrag zeigt die fünf häufigsten Stolpersteine im Übernahmeprozess und gibt konkrete Tipps, wie Sie diese frühzeitig aus dem Weg räumen können.

1. Emotionale Konflikte: Wenn das Loslassen schwerfällt

Hinter jeder Übernahme steckt auch ein persönliches Kapitel. Für Verkäufer bedeutet die Übergabe oft den Abschied vom Lebenswerk und für Käuferinnen und Käufer den Schritt in eine neue Verantwortung. Gerade bei inhabergeführten Firmen ist die Übergabe nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern ein zutiefst persönlicher Schritt. Stolz auf das Erreichte, Unsicherheit über die Zukunft oder Ängste vor Kontrollverlust können dabei schnell zu Spannungen führen und die Beziehung zwischen den Parteien belasten.

Was hilft:

Offen über Erwartungen, Sorgen und Bedürfnisse zu sprechen, klingt zwar einfach, ist aber oft der schwierigste Teil. Umso wichtiger ist es, Raum für ehrliche Gespräche zu schaffen. In vielen Fällen lohnt es sich, eine neutrale Drittperson beizuziehen; sei es in Form eines Coachings, einer Mediation oder einer moderierten Übergabebegleitung durch eine Fachperson. So lassen sich festgefahrene Positionen auflösen, Missverständnisse vermeiden und gegenseitiges Verständnis fördern. Denn am Ende müssen beide Parteien überzeugt sein, den richtigen Schritt zur richtigen Zeit gemacht zu haben.

2. Unklare Rollen: Wer macht künftig was?

Was passiert nach der Übergabe? Wer trifft die Entscheidungen im Alltag und wer gibt strategisch die Richtung vor? Gerade bei einem stufenweisen Rückzug des bisherigen Inhabers oder bei Familiennachfolgen bleiben die verschiedenen Rollen oft zu vage. Der abgebende Inhaber kommentiert und greift weiterhin ein, während die Nachfolgerin bereits eigene Pläne umsetzen möchte. Solche Rollenkonflikte führen rasch zu Spannungen. Besonders dann, wenn sich operative und strategische Zuständigkeiten überschneiden.

Was hilft:

Je früher die Rollen und Verantwortlichkeiten geklärt sind, desto besser. Ideal ist ein kurzer schriftlich fixierter Fahrplan für die Übergangsphase mit klaren Aufgaben, definierten Befugnissen und nachvollziehbaren Schnittstellen. Ein Handschlag oder ein gut gemeintes «Wir regeln das dann schon noch» genügt nicht. Das Verständnis zu diesen Regelungen muss häufig in mehreren Gesprächen gefestigt werden. Die grundlegenden Aspekte aus dem Rollenverständnis schlagen sich dann anschliessend nieder im Arbeitsvertrag, der Zusammensetzung des Verwaltungsrates oder Beratervereinbarungen.

3. Finanzielle Streitpunkte: Bewertung und Preis

Bewertungen, Kaufpreise, Zahlungsbedingungen - bei Geld hört die Freundschaft oft auf. Ein häufiger Konfliktpunkt: Die Preisvorstellungen von Käuferin und Verkäufer gehen meist auseinander. Während die eine Seite den emotionalen Wert des Unternehmens betont, stützt sich die andere auf betriebswirtschaftliche Kennzahlen und vorsichtige Annahmen (mehr erfahren).

Was hilft:

Setzen Sie auf eine professionelle, unabhängige, praxisnahe Unternehmensbewertung und Preisgestaltungen. Legen Sie als Verkäufer dazu alle relevanten Zahlen offen und legen Sie als Käufer unverfälscht Ihre Überlegungen dar. Ein erfahrener Profi kann helfen, initial unterschiedliche Erwartungen an den Kaufpreis zu klären und tragfähige Lösungen zu finden.

4. Finanzierung: Wenn der Deal auf wackeligen Beinen steht

Eine Finanzierung, die kaum Spielraum lässt, gefährdet nicht nur den Abschluss, sondern auch die Zukunft des Unternehmens. Kommt es zu unvorhergesehenen Ausgaben oder Verzögerungen, droht Liquiditätsmangel. Jede unausgeglichene Lösung kann über kurz oder lang zum Problem werden.

Was hilft:

Ein tragfähiger und auf Szenarien basierender Finanzierungsplan bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Übernahme. Entscheidend ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eigenkapital, klassischen Bankkrediten und ergänzenden Finanzierungsformen wie Verkäuferdarlehen. Dabei zählt nicht nur die Höhe der Mittel, sondern auch deren Struktur: Tilgungsfristen, Zinslast und vertragliche Flexibilität müssen zur wirtschaftlichen Situation und Entwicklung des Unternehmens passen.

5. Fehlendes Verständnis: Kommunikation mit Stakeholdern

Eine Übernahme betrifft nicht nur Käuferin und Verkäufer. Auch Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner sind betroffen. Fehlende oder verspätete Informationen sorgen für Verunsicherung bei den Mitarbeitenden, bei den Vertragsparteien und bei weiteren Stakeholdern. Die Folge: Gerüchte, Unsicherheit und schwindendes Vertrauen.

Was hilft:

Ein abgestimmter Kommunikationsplan hilft, Vertrauen zu schaffen. Wichtig ist, die relevanten Zielgruppen gezielt über Ziele, Zeitplan und Veränderungen zu informieren. Auch hier kann eine erfahrende Fachperson als Drittpartei eine vermittelnde Rolle spielen und helfen, Fakten verständlich und lösungsorientiert zu kommunizieren. Zudem kann so sichergestellt werden, dass rechtliche und sonstige zwingende Fristen eingehalten werden. Besonders Schlüsselpersonen sollten stufengerecht aktiv eingebunden werden, denn sie sind wichtige Multiplikatoren und Promotoren im Übernahmeprozess.

Fazit: Konflikte sind vorhersehbar und vermeidbar

Firmenübernahmen bringen Bewegung, Veränderung – und manchmal Reibung. Die gute Nachricht: Die häufigsten Konfliktfelder sind bekannt und lassen sich mit der richtigen Vorbereitung entschärfen. Kurz und knapp:

  • Persönliche Gespräche auf Augenhöhe helfen, emotionale Spannungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
  • Klar definierte Rollen und Zuständigkeiten sorgen für Orientierung nach der Übergabe.
  • Eine realistische Bewertung und Preisdefinition schaffen eine solide Basis.
  • Ein tragfähiger Finanzierungsplan schützt vor bösen Überraschungen.
  • Und nicht zuletzt: Eine klare, transparente Kommunikation stärkt das Vertrauen aller Beteiligten.

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