Geschlechtsspezifische Lohndifferenzen - ein Mythos?

Erkenntnisse zur Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern

FAIR-ON-PAY REPORT 2024

In der heutigen Gesellschaft gewinnt das Bewusstsein für die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern zunehmend an Bedeutung. Faktoren wie nationale und internationale Gesetzgebungen, der Fachkräftemangel, Employer Branding sowie die unternehmerische Verantwortung gewinnen kontinuierlich an Relevanz. Aus diesen Gründen bietet BDO seit April 2024 im Rahmen des Fair-ON-Pay Zertifikats Lohngleichheitsanalysen für Unternehmen an. Der «Fair-ON-Pay Report 2024» wirft einen detaillierten Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Lohngleichheit. Dabei werden die Daten aus den über 250 erhobenen Lohngleichheitsanalysen ausgewertet sowie Herausforderungen und Trends aufgezeigt. Die Daten wurden zwischen 2019 und 2024 in 11 Ländern von Fair-ON-Pay gesammelt. Rund 90 Prozent der analysierten Unternehmen stammen aus der Schweiz und bilden verschiedene Unternehmensgrössen und Branchen ab.

Die aktuellen Daten der Fair-ON-Pay zertifizierten Unternehmen belegen, dass die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern keine blosse Vermutung, sondern eine Realität ist. Das Thema betrifft unterschiedliche Unternehmen und Branchen. Bei 90 Prozent der analysierten Unternehmen fällt die Brutto-Lohndifferenz - der mittlere Lohnunterschied zwischen allen zu berücksichtigenden Frauen und Männern (auf Vollzeitbasis) - zum Nachteil der Frauen aus. Diese beträgt teilweise über -40 Prozent (Median der Brutto-Lohndifferenz: 18,7 Prozent).

Wie wird Lohnungleichheit untersucht?

Um Lohnungleichheit weiter zu untersuchen, werden in einem ersten Schritt persönliche Qualifikationen wie Ausbildung, potenzielle Erwerbserfahrung und Dienstalter analysiert. Diese erklärenden Faktoren reduzieren die Lohndifferenz auf -11,7 Prozent (Median). In einem weiteren Schritt werden zusätzlich funktionsbezogene Eigenschaften wie die berufliche Stellung und Komplexität der Aufgaben miteinbezogen, was die geschlechtsspezifische Netto-Lohndifferenz auf -3,7 Prozent (Median) reduziert.


Quelle: Fair-On-Pay Report 2024

Analyse der Netto-Lohndifferenzen

Die verbleibende Netto-Lohndifferenz zeigt, dass trotz Berücksichtigung erklärender Faktoren (persönliche Qualifikationen und Funktion) eine geschlechtsspezifische Lohnungleichheit verbleibt. Dieser Sachverhalt ist bei über 90 Prozent der Unternehmen zu Ungunsten der Frauen zu beobachten.

Trotz einiger positiver Entwicklungen überschreiten fast 30 Prozent der Unternehmen aktuell die ±5 Prozent Schwelle der Fair-ON-Pay-Norm.

Wenn das Vertrauensintervall die statistische Schwelle überlappt, ist eine Zertifizierung gemäss den Normvorgaben dennoch möglich, da nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden kann, dass die Lohngleichheit nicht eingehalten wird.

Quelle: Fair-On-Pay Report 2024

Demgegenüber besteht für Unternehmen, die strengere Vorgaben einhalten, die Möglichkeit der Fair-ON-Pay Advanced Zertifizierung (unter anderem durch Einhaltung der statistischen Schwelle von ±2,5 Prozent und Vorhandensein einer gewissen Funktionsstruktur). Aktuell halten 39 Prozent der geprüften Unternehmen diese Vorgaben ein.

Positiv hervorzuheben ist, dass 75 Prozent der Unternehmen mit bereits drei oder mehr durchgeführten Analysen ihre Ergebnisse im Verlauf der Zeit verbessern. Eine Weiterentwicklung der Funktionsstruktur sowie die Förderung des Bewusstseins zur Chancengleichheit führt somit mittelfristig zu spürbarem Erfolg.

Wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige Lohngleichheit

Lohngleichheit basiert auf gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit. Eine der grössten Herausforderungen bei der Analyse der betriebsinternen Lohngleichheit ist die Messbarkeit und die Vergleichbarkeit von unterschiedlichen Funktionen. Entscheidend ist hier ein objektiver Strukturschlüssel wie Ebenen, Ränge oder besser noch eine analytische Funktionsbewertung. Fair-ON-Pay stellte fest, dass in vielen Unternehmen klare Funktionsstrukturen fehlen. Ohne Struktur kann man unerklärbare Lohnunterschiede kaum identifizieren, angehen und konkrete Massnahmen einleiten.

Lesen Sie hier den gesamten Report sowie weitere Informationen über das Fair-ON-Pay Zertifikat.
 


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