KMU-Nachfolge: 5 Fragen, die Nachfolger ihren Vorgängern stellen sollten
KMU-Nachfolge: 5 Fragen, die Nachfolger ihren Vorgängern stellen sollten
Die Übernahme eines etablierten KMU in der Schweiz bietet viele Vorteile: ein eingespieltes Team, bewährte Abläufe und oft einen stabilen Kundenstamm. Der Erfolg der Nachfolge hängt nicht selten auch davon ab, wie gut Nachfolgerinnen und Nachfolger die Perspektive der bisherigen Inhaberin oder des bisherigen Inhabers verstehen und deren Erfahrung aktiv nutzen. Neben finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Fragen sollten Übernehmende die inhaltliche und kulturelle Dimension einer Firmenübergabe nicht unterschätzen.
Ein offenes Gespräch ist dabei ein Schlüsselfaktor. Die folgenden fünf Fragen sind besonders wertvoll. Idealerweise werden sie bereits früh im Nachfolgeprozess gestellt, noch bevor detaillierte Verträge ausgearbeitet werden.
Was war in den letzten Jahren die grösste Herausforderung?
Diese Frage zeigt, mit welchen externen oder internen Problemen das Unternehmen konfrontiert war. Ging es um Veränderungen im Markt, regulatorische Neuerungen, Fachkräftemangel oder technologische Umbrüche? Wichtig ist, nicht nur Symptome, sondern Ursachen zu verstehen und zu erfahren, welche Massnahmen ergriffen wurden. Wurden externe Beraterinnen oder Berater beigezogen? Waren Restrukturierungen nötig?
Die Antworten helfen, wiederkehrende Risiken oder Fokusthemen zu kennen und zu verstehen.
Praxistipp: Bitten Sie um konkrete Beispiele, z.B. ein besonders herausforderndes Jahr, und fragen Sie, wie das Team damit umgegangen ist.
Was schätzen Kundinnen, Kunden und Mitarbeitende am meisten?
Bei der Übernahme eines KMU zählen nicht nur Zahlen. Werte, Beziehungen und Unternehmenskultur sind mindestens ebenso wichtig. Fragen Sie, warum Kundinnen und Kunden loyal bleiben und was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert. Sind es kurze Entscheidungswege, persönliche Betreuung oder besondere Kompetenzen?
Auch interne Prozesse, Traditionen und Kommunikationswege prägen den Unternehmenserfolg.
Praxistipp: Bitten Sie um vorhandenes Feedback, möglicherweise aus Kundenrückmeldungen oder Mitarbeitendenumfragen, um die Einschätzungen einordnen zu können.
Welche Themen aus dem Tagesgeschäft muss ich verstehen?
Vor einer Firmenübernahme ist es entscheidend, die Kernthemen des Tagesgeschäftes zu verstehen. Dazu gehören klassische Vereinbarungen mit Kundinnen und Kunden, typische Verpflichtungen, geplante Investitionen und wiederkehrende Personalthemen. Verständnis schafft Transparenz und verhindert böse Überraschungen.
Praxistipp: Verschaffen Sie sich eine ganzheitliche Übersicht über den Firmenalltag und identifizieren Sie, welche Themen Sie nicht allein, sondern gemeinsam mit Fachleuten wie Treuhänderinnen, Steuerexperten oder Anwälten angehen sollten.
Welche Rolle wünschen Sie sich nach der Übergabe?
Nicht alle Unternehmensnachfolgen verlaufen gleich: Manche Verkäuferinnen und Verkäufer wünschen sich einen schnellen Rückzug, andere möchten für eine Übergangszeit beratend zur Seite stehen oder bestimmte Kundinnen und Kunden weiter betreuen. Ohne klare Absprachen entstehen hier schnell Missverständnisse.
Praxistipp: Klären Sie Erwartungen offen und zu gegebener Zeit schriftlich. Legen Sie gemeinsam fest, wie lange und in welchem Umfang die bisherige Inhaberin oder der bisherige Inhaber nach der Übergabe eingebunden bleibt.
Was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?
Diese Frage öffnet den Blick für wertvolle Erfahrungswerte. Welche Fehler würden die Vorgängerinnen oder Vorgänger vermeiden, welche Entscheidungen anders treffen? Solche Erkenntnisse helfen, Prioritäten zu setzen und Stolpersteine zu umgehen.
Praxistipp: Fragen Sie nach der grössten Lernerfahrung – sie kann zu einem entscheidenden Vorteil für Ihre eigene Strategie werden.
Fazit: Wissenstransfer als Schlüssel für eine erfolgreiche KMU-Nachfolge
Eine gelungene Unternehmensnachfolge ist weit mehr als die Ermittlung eines Firmenwertes und die Unterzeichnung eines Kaufvertrags. Wer die Erfahrung der bisherigen Inhaberin oder des bisherigen Inhabers aktiv einbindet, schafft Vertrauen bei Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern sowie Mitarbeitenden – und legt den Grundstein für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens.