Cyberangriff: Notfallplan statt Panik

Montagmorgen, 08.03 Uhr. Die IT steht still: keine E-Mail, keine Website, kein ERP-System. Kein Zugriff auf Kundendaten, keine Bestellungen, keine Rechnungen. Willkommen im Ernstfall: Ihr Unternehmen wurde Opfer eines Cyberangriffs. Und jetzt?

Cybersicherheit gewinnt täglich an Bedeutung, denn Cyberangriffe auf KMU nehmen rasant zu. Ob durch Verschlüsselungstrojaner, Phishing, Datenlecks oder Social Engineering – die Folgen können für Unternehmerinnen und Unternehmer existenzbedrohend sein. Viele Betriebe verfügen weder über eigene IT-Abteilungen noch über grosse Sicherheitsbudgets für Cybersicherheit, sind aber genauso abhängig von digitalen Prozessen wie Grossunternehmen. Fällt die IT aus, steht oft alles still.

Warum brauchen KMU einen Notfallplan für Cyberangriffe?

Wenn ein Brand ausbricht, greifen wir zum Feuerlöscher. Wenn die IT brennt, braucht es dasselbe: einen Notfallplan. Doch genau der fehlt in vielen KMU vollständig. Und selbst wenn einer vorhanden ist, wurde er oft nie getestet.

Dabei kann ein durchdachter Plan im Ernstfall über das Überleben des Unternehmens entscheiden, indem er im Krisenmoment für Orientierung sorgt: Wer übernimmt welche Rolle, welche Abläufe gelten, und wie bleibt der Betrieb handlungsfähig?

Was sind zentrale Elemente eines Cyber-Notfallplans?

Ein Notfallplan ist kein Dokument für die Schublade, sondern ein aktives Instrument zur Unternehmenssicherung. Seine Wirkung entfaltet er dann, wenn er gepflegt, geschult und regelmässig getestet wird.

Die folgenden Themen und Fragen zeigen, was ein wirksamer Notfallplan abdecken sollte und wie Sie ihn systematisch aufbauen:

1. Risikoananlyse und kritische Prozesse

Was ist für Ihr Unternehmen wirklich existenziell? Welche Prozesse dürfen keinesfalls ausfallen, und wie lange könnten Sie darauf verzichten? Identifizieren Sie auch digitale Abhängigkeiten wie Cloud-Dienste, ERP-Systeme oder Lieferketten.

Nur wer die zentralen Schwachstellen kennt, kann gezielt vorsorgen.

2. Geschäftsfortführung im Krisenmodus

Wie läuft der Betrieb weiter, wenn die IT ausfällt? Ein Notfallplan sollte nicht nur technische Wiederherstellung beschreiben, sondern auch, wie der Betrieb im Ausnahmezustand weitergeführt wird. Wer trifft Entscheidungen? Welche Prozesse lassen sich überbrücken?

Eine klar definierte Minimalstruktur hilft, im Chaos handlungsfähig zu bleiben.

3. Wiederherstellung von Daten und Systemen

Sind Ihre Backups wirklich eine Hilfe oder nur ein gutes Gefühl? Entscheidend ist nicht, ob Sie Daten gesichert haben, sondern ob Sie sie im Ernstfall zuverlässig und schnell wiederherstellen können und ob sie gültig und intakt sind.

Testen Sie den Ernstfall regelmässig mit Restore-Übungen und legen Sie Prioritäten fest.

4. Kommunikationsstrategie

Wissen Sie, wie und mit wem Sie kommunizieren müssen? Im Krisenfall braucht jede Zielgruppe andere Informationen: Geschäftsleitung, Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden, Medien oder Behörden. Ein guter Plan regelt Abläufe, Zuständigkeiten, Kanäle und Inhalte.

Klare Kommunikation schützt Vertrauen und verhindert Informationschaos.

5. Mitarbeitende informiert halten

Wissen Ihre Mitarbeitenden, was im Ernstfall zu tun ist? Ein Notfallplan funktioniert nur, wenn Mitarbeitende wissen, wie sie sich verhalten sollen. Wer ist Ansprechperson? Welche Wege der Kommunikation gelten? Welche Abläufe greifen?

Klare Anleitungen verhindern überhastete oder kontraproduktive Reaktionen.

Physische Sicherheit und Vertretungsregelung

Was tun, wenn der Serverraum versperrt oder die IT-Leitung abwesend ist? Auch analoge Risiken gehören in den Plan: Zutritt, Notfallrollen, papierbasierte Backup-Dokumente. Kurz gesagt: alles, was digitale Lücken füllen kann.

Denken Sie über den Bildschirmrand hinaus.

Rechtliche Pflichten und Versicherungsschutz

Sind Sie rechtlich und versicherungstechnisch auf der sicheren Seite? Meldepflichten, Datenschutzauflagen und Versicherungsklauseln müssen geprüft und im Plan berücksichtigt sein.

Rechtliche Klarheit verhindert böse Überraschungen nach dem Vorfall.

Notfall testen: Tabletop-Übungen für den Ernstfall Cyberangriff

Ein Plan ist nur so gut wie seine Umsetzung. Der beste Notfallplan nützt nichts, wenn man ihn nicht regelmässig testet. Ideal dafür: sogenannte Tabletop-Übungen.

Dabei wird ein realistisches Krisenszenario simuliert, zum Beispiel ein Ransomware-Angriff oder ein Datenleck. Die Beteiligten aus IT, Geschäftsleitung, Kommunikation, Recht und weiteren Bereichen spielen gemeinsam «am Tisch» durch, wie sie reagieren würden.

Der Vorteil: Schwachstellen im Ablauf werden sichtbar, Verantwortlichkeiten geschärft und die Zusammenarbeit gestärkt. BDO bietet solche Übungen speziell für KMU an – realistisch, individuell und praxisnah.

Fazit: Vorbereitung ist keine Garantie, aber die beste Absicherung

Ein Notfallplan ist kein «Nice-to-have». Er ist ein zentraler Baustein Ihrer betrieblichen Resilienz und Cybersicherheit. Er schützt Ihr Unternehmen, Ihre Daten und Ihre Reputation. Und er verschafft Handlungsspielraum, wenn andere den Kopf verlieren.

Nehmen Sie sich jetzt die Zeit, die Sie im Ernstfall nicht haben werden. Es lohnt sich.

Notfallplan erstellen und testen - mit BDO

Ein Cyberangriff kommt immer unerwartet. Cybersicherheit bedeutet aber auch, vorbereitet zu sein, wenn der Ernstfall eintritt. Ein wirksamer Notfallplan sorgt dafür, dass Sie trotzdem handlungsfähig bleiben. Wir unterstützen Sie nicht nur bei der Erstellung, sondern auch beim Testen Ihres Notfallplans, zum Beispiel mit einer realitätsnahen Tabletop-Übung - für mehr Cybersicherheit in Ihrem KMU.

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